HEREDITARY OFFICES IN THE AUSTRIAN CROWN LANDS
reproduced by kind permission of Georg Freiherr v. Frolichsthal
Die Landes-Erbämter in den österreichischen Kronländern
© Georg Frölichsthal
Im Hochmittelalter war es üblich, daß jedes Fürstenhaus Ämter zur
Besorgung der Haushaltung hatte; die ursprünglichen vier Hofämter waren
Truchseß, Kämmerer, Schenk und Marschall. Im Laufe der Zeit stiegen die damit
betrauten ursprünglich Unfreien in Macht und Ansehen; sie behielten zwar Titel
und Würden, mit der Arbeit wurden aber untergeordnete Organe betraut. Die
Dienste erlangten den Charakter von Ehrendiensten und wurden schließlich nur
noch bei besonders feierlichen Anlässen wie Erbhuldigungen ausgeübt. Weiters
lösten sich die Hofämter nach und nach von der Person des Fürsten und
verwandelten sich in Landes-Erbämter, die lehenbar wurden. Meist war eine
Familie zur gesamten Hand belehnt, die Würde ging üblicherweise im Wege der
Primogenitur vom Vater auf den ältesten Sohn über. Die Anzahl der
Landes-Erbämter wurde – auch zur Belohnung verdienter Familien – immer mehr
erhöht; am meisten gab es in Österreich ob und unter der Enns (je 17; als
letztes wurde das Oberst-Erbtürhüteramt für Österreich ob der Enns erst von
Kaiserin Maria Theresia geschaffen). Die Lehen durften ausschließlich an
inländische ständische Familien verliehen werden.
In den
Lehenbriefen des 16. bis 18. Jahrhunderts finden sich die Bezeichnungen nur mit
„Oberst“ und „Erb“ (wie Oberst-Erbmarschall - und für die übrigen Mitglieder
der belehnten Familie nur Erbmarschall), während im 19. Jahrhundert zur
Bezeichnung meistens noch der Ausdruck „Land“ hinzutrat (im Beispiel
Oberst-Erbland-Marschall). Der Rang innerhalb der Würdenträger scheint von Land
zu Land unterschiedlich gewesen zu sein. Während in Österreich ob der Enns der
Oberst-Erbland-Hofmeister den Vorrang vor allen anderen hatte, stand in Tirol
der Oberst-Erbland-Marschall an der Spitze der Tiroler Adelsmatrikel; auch die
Schematismen der einzelnen Kronländer haben abwechselnd den Hofmeister oder den
Marschall an oberster Stelle angeführt. Die Reihung der Ämter in der Tabelle
erfolgt alphabetisch.
Folgende Dinge verdienen es, näher erwähnt zu werden:
* Leider verfügen die Wiener Bibliotheken bei weitem nicht über
alle in Frage kommenden Provinzialschematismen, und leider haben diese
Schematismen auch nicht immer die Landes-Erbämter aufgezählt; für Görz und
Gradisca waren nur Angaben aus dem Jahr 1808 verfügbar (der letzte bezughabende
Akt im Allgemeinen Verwaltungsarchiv stammt aus 1816), während für Salzburg
überhaupt kein Amtskalender mit Angaben über die Landes-Erbämter aufzutreiben
war.
* Nicht alle Kronländer kannten Landes-Erbämter, sondern nur jene,
die in der folgenden Tabelle angeführt werden.
* Österreichisch-Schlesien hatte keine Landes-Erbämter,
Preußisch-Schlesien jedoch sehr wohl (so z.B. die Henckel v. Donnersmarck als
Erboberlandmundschenken). Da zu vermuten ist, daß die Landes-Erbämter in
(Preußisch-)Schlesien aber nicht erst nach der endgültigen Trennung des Landes
im Jahr 1763 geschaffen worden sind, wäre es interessant, die näheren Umstände
genauer zu untersuchen.
* In Galizien und Lodomerien wiederum wurden durch Kaiserin Maria
Theresia und Kaiser Josef II. sogenannte Landes-Erzämter geschaffen, die
nicht lehenbar und nicht erblich waren und auf Lebenszeit verliehen wurden.
* Die Einordnung des Postmeisteramtes unter die Landes-Erbämter
ist umstritten. Die Paar waren in Ungarn, Böhmen und Innerösterreich damit
belehnt; später wurde das Oberst-Hof- und General-Erblandpostmeisteramt als
Ehrenamt aufgefaßt, deshalb zählen auch die Amtskalender und Schematismen es in
der überwiegenden Mehrheit nicht auf (und deswegen fehlt es auch in der
folgenden Tabelle).
* In Salzburg erfolgt nach 1815 keine Neubelehnung mit dem
Kämmereramt. Der Siebmacher für Salzburg vermutet dazu, dass die Grafen v.
Toerring einen Rechtsanspruch auf Neubelehnung mit diesem Amt gehabt hätten,
wenn sie darum eingekommen wären.
* Eindeutiger „Rekordhalter“ sind die Lamberg, die es immerhin in
drei Kronländern auf insgesamt vier verschiedene Landes-Erbämter gebracht
haben.
* Eine einzige österreichische Familie übte auch im Hl. Römischen
Reich ein Erbamt aus: die Althann waren seit 1714 Reichserbschenken.
* Von den insgesamt erfaßten 80 Familien sind innerhalb der
letzten 150 Jahre über ein Viertel erloschen, zuletzt im Mannesstamme die
Hohenwarth.
Mit dem Ende der alten
ständischen Verfassungen im Jahre 1848 (mit Ausnahme Tirols) haben die
Landes-Erbämter, die ja eigentlich nur noch bei den Erbhuldigungen sichtbar in
Funktion traten, weitgehend ihren Sinn verloren und wurden daher in den
Länderschematismen ab diesem Zeitpunkt mehrheitlich nicht mehr angeführt.
Auffälligste Ausnahme hievon ist neben dem Sonderfall Tirol der
niederösterreichische Amtskalender, der bis zum Jahr 1919 die Landes-Erbämter
aufzählt. Rechtlich gesehen bestanden die Landes-Erbämter jedoch nach 1848
weiter und wurden auch durch die Lehen-Allodisierung (RGBl. Nr. 103/1862)
nicht berührt. Dennoch wurde ab diesem Zeitpunkt zumindest bei Erlöschen der
belehnten Familie keine neue Belehnung mehr vorgenommen. Mit der
Vollzugsanweisung der Staatsämter für Inneres und Justiz, StGBl. Nr. 237/1919,
wurden die Landes-Erbämter für aufgehoben erklärt.
Quellen
Ungedruckt: Allgemeines
Verwaltungsarchiv (Wien), Hofkammer IV D 4, Kartons 513 und 517 Gedruckt:
Amtskalender für Tirol und Vorarlberg für das Jahr 1914, Innsbruck (1914);
Genealogisches Handbuch des Adels, 1951 ff; Gondorf, Bernhard: Die alten Reichsämter,
in: Der Herold, Vierteljahreszeitschrift, Band 11, 1984/86, 101ff; Gothaische
Genealogische Taschenbücher; Handbuch des Herzogthumes Kärnten für das Jahr
1856, Klagenfurt (1856); Handbuch des Herzogthumes Steiermark für das Jahr
1848, Graz (1848); Handbuch des Königreiches Böhmen für das Jahr 1848, Prag
(1848); Hof- und Staatshandbuch des österreichischen Kaiserthumes, Wien 1848;
Heyer v. Rosenfeld, Friedrich/Bojničić, Dr. Ivan v.: Der
Adel in Galizien, Lodomerien und der Bukowina, Nürnberg 1905 („Neuer
Siebmacher“); Houwald, A. Freiherr v.: Brandenburg-Preußische
Standeserhöhungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918, Görlitz 1939; Kremer,
Johann Heinrich Edler v.: Das langobardisch-österreichische Lehenrecht, Erster
Theil, Wien 1838, 161ff; Meiller, Dr. Andreas v.: Zur Geschichte der
Obersten-Hof-Ämter in Österreich, in: Zeitschrift Adler 1, 1871, 6ff, 14f, 23f;
Mayerhofer, Ernst/Pace, Graf Anton: Handbuch für den politischen
Verwaltungsdienst, fünfter Band, fünfte Auflage, Wien 1901, 162ff; Mitis, Dr.
Oskar Freiherr v.: Die Erbwürden im Herzogtum Krain, in: Monatsblatt Adler V,
1905, 434ff; Niederösterreichischer Amtskalender für das Jahr 1919, Wien 1919;
N.N.: Adelsmatrikel des Herzogthums Krain, in: Monatsblatt Adler IV, 1897, 136;
Planck v. Planckburg, Karl: Die Landes-Erbämter und die Erbhuldigungen in
Österreich ob der Enns, in: Jahrbuch der Vereinigung katholischer Edelleute in
Österreich, Innsbruck/Wien/München 1929, 84ff; Provinzial-Handbuch von
Österreich ob der Enns und Salzburg für das Jahr 1848, Linz (1848);
Schematismus für Krain und Görz auf das Jahr 1808, Laibach (1808); Tiroler
Matrikelstiftung, früher Tiroler Adels-Matrikel-Genossenschaft, Innsbruck 1978,
102; Weitenhiller, Moritz Maria Edler v.: Die Wappen des Adels in Salzburg,
Nürnberg 1883 („Neuer Siebmacher“)
Im Jahr 1848 belehnte Familien
Österreich ob der Enns
|
Österreich unter der Enns
|
Steiermark
|
Kärnten
|
Krain
|
Görz und Gradisca (1808)
|
Tirol
|
Salzburg
|
Böhmen
|
|
Falkenmeister
|
Gfen v. Thürheim
|
Gfen v. St. Julien
|
Frhrn v. Waidmannsdorff
|
Frhrn v. Ottenfels-Gschwind
|
Gfen v. Lanthieri
|
Gfen v. Cobenzl
|
Frhrn v. Sternbach
|
--------------------
|
--------------------
|
Hofkaplan
|
Propst des Chorherrenstiftes St. Florian
|
Propst des Chorherrenstiftes Klosterneuburg
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
Hofmeister
|
Gfen v. Ungnad-Weißenwolff
|
Gfen v. Khevenhüller-Metsch
|
Gfen v. Trauttmansdorff
|
Fsten u. Gfen v. Orsini u. Rosenberg
|
Gfen v. Thurn u. Valsassina
|
Fsten Porcia
|
Trapp Gfen v. Matsch
|
--------------------
|
Fsten u. Gfen Kinsky
|
Jägermeister
|
Fsten u. Gfen v. Lamberg
|
Gfen v. Baudissin-Zinzendorf-Pottendorf
|
Fsten u. Grafen v. Dietrichstein
|
Gfen v. Platz
|
Gfen u. Herren v. Gallenberg
|
Gfen v. Strassoldo
|
Gfen v. Thun (Zweig Castel Fondo)
|
--------------------
|
--------------------
|
Kämmerer
|
Fsten u. Gfen v. Lamberg
|
Gfen v. Breuner-Enckevoirth
|
Gfen v. Attems
|
Gfen v. Herberstein
|
Fsten u. Gfen v. Auersperg
|
Gfen v. Breuner
|
Frhrn v. Cles
|
Nach 1815 keine Neubelehnung erfolgt
|
--------------------
|
Küchenmeister
|
Frhrn v. Stiebar
|
Frhrn v. Stiebar
|
Gfen v. Wurmbrand
|
Gfen v. Seilern
|
Frhrn v. Wolkens-
perg |
Gfen v. Perlas
|
Gfen v. Welsperg
|
--------------------
|
Gfen Wratislaw v. Mitrowitz
|
Marschall
|
Fsten u. Gfen v. Starhemberg
|
Fsten u. Gfen v. Starhemberg
|
Vacat
|
Gfen v. Wagensperg
|
Fsten u. Gfen v. Auersperg
|
Gfen v. Thurn u. Valsassina
|
Fsten v. Auersperg
|
Gfen v. Lodron
|
--------------------
|
Mundschenk
|
Gfen Barth v. Barthenheim
|
Gfen v. Hardegg
|
Gfen v. Stubenberg
|
Fsten u. Gfen v. Dietrichstein
|
Gfen Coronini v. Cronberg
|
Vacat
|
Gfen zu Spaur
|
Gfen v. Küenburg
|
Gfen Czernin v. Chudenitz
|
Münzmeister
|
Gfen v. Pergen
|
Gfen v. Pergen
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
Panier
(OÖ u. NÖ:
Panier und Fähnrich)
|
Gfen v. Abensperg u. Traun
|
Gfen v. Abensperg u. Traun
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
a) Herrenstand: Gfen Chorinsky
b) Ritterstand: Frhrn
v. Woržikowsky |
Schatzmeister
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
Fsten v. Lobkowicz
|
|
Silberkämmerer
|
Gfen v. Kuefstein
|
Gfen v. Kuefstein
|
Gfen v. Wickenburg
|
--------------------
|
Frhrn v. Erberg
|
--------------------
|
Gfen zu Brandis
|
--------------------
|
Altgfen v. Salm-Reifferscheidt
|
Stäbelmeister
|
Gfen v. Fuchs
|
Gfen v. Fuchs
|
Frhrn v. Mandell
|
Gfen v. Goess
|
Frhrn v. Egkh zum Hungerspach
|
Gfen v. Stürgkh
|
Gfen v. Welsperg
|
--------------------
|
--------------------
|
Stallmeister
|
Gfen v. Harrach
|
Gfen v. Harrach
|
Fsten u. Gfen v. Windisch-Graetz
|
Vacat
|
Fsten u. Gfen v. Lamberg
|
Vacat
|
Gfen v. Wolkenstein
|
--------------------
|
--------------------
|
Truchseß
|
Gfen v. Schönborn-Buchheim
|
Gfen v. Schönborn-Buchheim
|
Gfen v. Hardegg
|
Gfen v. Herberstein
|
Gfen v. Hohenwarth
|
Gfen v. Cobenzl
|
Gfen v. Künigl
|
Fsten u. Gfen v. Lamberg
|
Fsten u. Gfen v. Colloredo
|
Türhüter
|
Gfen v. Chotek
|
Gfen v. Chotek
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
--------------------
|
Frhrn v. Mladota
|
Vorschneider (OÖ u. NÖ: Schildträger, Kampfrichter u.
V.)
|
Gfen v. Althann
|
Gfen v. Althann
|
Frhrn v. Hammer-
Purgstall |
Gfen v. Stürgkh
|
Vacat
|
--------------------
|
Gfen v. Wolkenstein
|
--------------------
|
Gfen v. Waldstein-Wartenberg
|
No comments:
Post a Comment